Aus der Presse


Aus der Presse

„Klassisch, Mongolisch und Latin vereint“

Konzerttage Winnenden: Das Orchester der Kulturen mischt vertraute und fremde Klänge und Gesänge auf überraschende Art

Von unserem Mitarbeiter Christoph Rothfuß ( Winnender Zeitung )

Es war ein kunterbunter Abend der Begegnungen – anrührend und faszinierend. Das „Orchester der Kulturen“ hat in der Hermann-Schwab-Halle „Heimat für alle“ geboten, hat ein inspiriertes und inspirierendes Konzert voller Überraschungen gestaltet.

Gibt es in einer globalisierten Welt noch Raum für Exotik? Mit Hilfe welcher Werte definieren wir als Bewohner des globalen Dorfes Heimat, und sind diese Werte universell?

Das „Orchester der Kulturen“ ist welt- weit das einzige Sinfonieorchester, welches Instrumente aus unterschiedlichsten ethnischen Regionen bündelt; es ist ein großartiges musikalisches Integrationsprojekt. Es zog das Publikum scharenweise an, und die große Erwartungshaltung wurde mehr als erfüllt.

Ein Hüne mit Didgeridoo schreitet durch die Zuhörerreihen

Ein großer schlanker Mann schritt von hin- ten durch den Mittelgang in den Saal, ein Didgeridoo spielend und immer wieder über die Köpfe der Zuhörer kreisen lassend – welch kreativ-individueller Einstieg in ein Konzertprogramm. Und genau diese beiden Attribute „kreativ“ und „individuell“ be- schreiben am besten, was dem Winnender Publikum geboten wurde: Das fing an bei der Kleidung der Musiker, ihrem musikalischen Selbstverständnis und natürlich in der Auswahl der dargebotenen Stücke, von der „Schwäb’schen Eisenbahn“ bis zum mongolischen Pferderennen.

Dirigent Adrian Werum ist ein musikalischer Tausendsassa

Der Dirigent Adrian Werum führte alles zusammen, kanalisierte und moderierte diese überbordende Vielfältigkeit und präsentierte sich als musikalischer Tausendsassa: Nicht nur hat er die meisten Stücke für sein Orchester komponiert oder arrangiert, er nahm sich gelegentlich das Mikrofon, um selber zu singen, oder eilte zum Flügel, um einfühlsame Pianoklänge beizusteuern. Der ganze Abend war atmosphärisch sehr dicht, geschickt wechselten verträumte Passagen mit wilden, einpeitschenden. Bei Letzteren trat die große Percussionfraktion ohrenfällig in den Vordergrund: Klassisch, Indisch, Latin und Oriental sind hier vereint und brennen hier und da ein wahres Feuerwerk komplizierter Rhythmen ab. Immer wieder sind es die mit äußerstem Bedacht aufge- schichteten, sich über eine lange Strecke hinziehenden Steigerungen, die einen in den Bann ziehen, die Musik kommt einem näher und näher.

Ein Gänsehaut-Duett zwischen Sängerin und Flöte entwickelte sich zu einer rasen- den Klage. Da setzte sich ein kurdischer Gi- tarrist und Sänger auf die Bühnenrampe und sang ein tief melancholisches Lied aus seiner Heimat. Ein Höhepunkt des Konzerts war das irrwitzig schnelle „Mongolische Pferderennen“, gespielt auf der Morin Khu- ur, einer mongolischen Pferdekopfgeige.

Als Überraschungsgast sang Jay Alexander mit seiner warmen, wohltimbrierten Stimme deutsche Volkslieder. Sein Vater ist Pakistani und seine Mutter ein Schwarzwaldmädel, und er sang vom Wiesengrund und seiner Heimat Haus.

Man ging bereichert und beschenkt nach Hause.

Adrian Werum hat Klavier, Dirigieren und Komposition in Mainz und Wien studiert und 2010 das „Orchester der Kulturen“ gegründet, das er seither leitet. Er arbeitet regelmäßig für Musicals und ist als Arrangeur für zahlreiche Künstler tätig. Fürs Orchester der Kulturen hat er die Melodie des Jägers aus Kurpfalz und die der „Schwäb’sche Eisebahn“ völlig neu zusammengesetzt, viel Afrika, Asien und Lateinamerika beigemischt, so daß sie wie getunte und bunt bemalte Oldtimer daherkamen.